Narziß und Goldmund

Veröffentlicht am 20. Mai 2024 um 09:00

Zwei Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Da ist Narziß, der Intellektuelle, der einzig für den Geist und die Erkenntnis lebt und sich komplett in die bestehenden Traditionen einreiht. Und da ist Goldmund, der Künstler, den es mitten ins Leben zieht, hin zur Begegnung, zum Erleben und zum Schöpfen.
Den Lebenswegen dieser beiden Protagonisten kann man in der gleichnamigen Erzählung „Narziß und Goldmund“ von Hermann Hesse aus dem Jahr 1930 folgen und wird dabei beobachten können, wie sie sich mal anziehen und mal abstoßen, mal ergänzen und mal beschränken. Doch scheinen sie immer in Verbindung zu stehen. Schnell wird klar, dass beide für übergeordnete Prinzipien stehen: Denken und Handeln, Zurückhaltung und Lust, Ethik und Moral, Theorie und Praxis.
Die Fragen, die diesem Konflikt innewohnen, begleiten alle Menschen in allen Lebenslagen. Das, illustriert durch die beiden Figuren, macht die Lektüre so spannend und wird bei den Leserinnen und Lesern unweigerlich zu Einsichten und Erkenntnissen führen - womöglich auch zu äußerst schmerzlichen, aber zugleich bedeutsamen. Für mich bedeutete das eine Reise zu mir selbst. Zu meinen tiefsten Wünschen und Bedürfnissen. Zugleich führte es mir vor Augen, wie es um deren Erfüllung bestellt ist. Wie mein Blick auf das Leben und die Erwartungen daran ist. Kein Buch hat mich erfüllter und zugleich verstörter als zuvor zurückgelassen.

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